Mir werden als Autor, als Schriftsteller, als Dichter, wie manche immer noch sagen (was ich bestimmt nicht bin, also einer wie der oder der oder der) oder Schreiberling (was gehässige Leute sagen, die bestimmt nie ein Buch lesen und die Geheimnisse dieser Welt nicht kennen) ... jedenfalls: Mir werden zu meinem Beruf immer wieder bestimmte Fragen gestellt. Davon liste ich hier mal ein paar auf.
Sie stammen von Lisa-Marie Rödiger, Schülerin der 11. Klasse am Tilesius-Gymnasium in Mühlhausen/Thüringen, und sind besonders. Ob das meine Antworten auch sind – na ja, ich habe mir damit jedenfalls Mühe gegeben. Bücher zu schreiben, ist vielleicht einfacher. Da kann man leichter ausweichen, etwa nach Brasilien oder in die Zeit von Ötzi. (Und Kinder, es tut mir leid: Mit diesen Fragen und Antworten geht es doch ziemlich erwachsen zu. Es ist auch in den Büchern wieder am leichtesten, leicht zu schreiben, nämlich so, dass es für euch passt.)
1) Woher nehmen Sie Inspiration bzw. Ideen für Ihre Bücher?
In letzter Zeit habe ich die meisten Projekte mit dem Verlag vorab ausgewählt und besprochen. Das waren aber auch eher Sachtexte. In einem Jahr wird nun ein Räuberroman von mir erscheinen: Ein solches, rein fiktionales Thema wähle allein ich aus, weil ich es sozusagen in mir trage. Ich denke es mir aus, nicht der Verlag.
2) Wie entwickeln Sie Charaktere? Gibt es eventuell Vorbilder aus Ihrem wirklichen Leben, und in wie weit identifiziert man sich als Autor mit dem Protagonisten?
Man schreibt als Autor eigentlich immer über sich selbst, meine ich, verfremdet oder auch überhöht. Und man braucht wenigstens eine Figur, zu der man selbst steht. Sonst vermittelt man keine Passion, auf die es in der Literatur doch ankommt.
3) Wie beginnen Sie Ihre Werke, fertigen Sie zunächst einen Schreibplan an, oder beginnen Sie sofort mit der Handlung?
Ich überlege mir vorher genau den Handlungsstrang, wozu auch ein Exposé hilft, das der Verlag meistens will (um einen Vorschuss zu gewähren ...) – ich mache mir klar, wo das Ziel liegt. Das muss ich beim Schreiben vor mir sehen. Dann kann ich aber sofort loslaufen.
4) Schreiben Sie chronologisch, oder fügen Sie später einzelne Szenen zusammen?
Ich muss den Text unbedingt hintereinander wegschreiben, damit ich selbst im Schreiben mitgerissen werde und damit auch der Leser merkt, dass es einen Fluss gibt. Hinterher ist es dann leicht, noch Szenen einzufügen oder Szenen zu verändern. Diese Arbeit am Text ist fast die wichtigste.
5) Erkennen Sie Veränderungen Ihres Schreibstils bei starken Emotionen? Also in wie weit fließen Trauer oder auch Glück in den Schreibprozess ein?
Es kommt auf die Art an, wie man schreibt. Ich würde heute versuchen, Emotionen möglichst aus dem Stil herauszuhalten und sie allerdings im Leser auszulösen. Der Stil darf nicht schreien, der Leser schon.
6) Erinnern Sie sich an Ihr erstes Buch? Hatten Sie Schwierigkeiten, einen Verlag zu finden?
Oh ja, das erste Buch vergisst man nie, alle Begleitumstände, Hintergründe, Vertragsabschluss, Jahreszeit, Wetterbedingungen, Freundeskreis, Spiegelbild, Schreibtischzustand ... alles! Ich konnte zum Glück auch gleich im Verlagsauftrag schreiben, und zwar eine Biografie über den ollen Klumbumbus.